Hörprobe: Das Gewicht der Erde
Glühück (Kurzgeschichte)
„...Wilder Klee und Klatschmohn auf dem Nachhauseweg. In den tiefen
Spuren auf den Feldwegen stand das Wasser. Der Schlamm quatschte mir
zwischen nackten Zehen wie sommerwarmer Kuchenteig. Vom See her hörte
ich meine Brüder lärmen. Sie bauten gerade einen Dreimaster, mit dem
sie Kap Hoorn bezwingen wollten. Die schöne Frau stand in der
Sommersonne, eine Hand auf dem Zaun zu Mutters Gemüsegarten, und
rauchte die Zigaretten meines Vaters. Ihr Qualm vermischte sich mit
dem Duft ihres Parfüms. Sie roch wie eine der Geschichten des
Pfarrers. Der hatte seine Jugend als Missionar in Venezuela verbracht,
und wenn er von diesen Jahren sprach, verwandelte er den Raum um sich
in eine herrlich fremde Welt. …“
Anomalie (Erzählung)
„...Wie ich mich noch einmal nach ihm umdrehte, die Zelte zweihundert
Fuß entfernt, sah ich ihn an seinem Reisemöbel sitzen. Die vor Nässe
dunklen Stoffwände nach oben gezogen. Die Krawatte noch immer am Hals,
doch wahrscheinlich nur nachlässig gebunden. Seine wunderbar rastlose
Erscheinung gebeugt über Feder und Tusche, seinen Journalen - strenger
gehütet als unsere Körper, die langsam verfaulten in der
unentrinnbaren Hölle des Regens. Meine Güte. Er muss mir wie ein Gott
erschienen sein. Ein Gott, der hinab blickt auf die Geheimnisse seiner
Schöpfung. ..“
Das Gewicht der Erde (Kurzgeschichte)
„...Der Garten war so dicht bewachsen, dass sich die Luft veränderte,
als er hinter der Frau durch ein unscheinbares Törchen trat. Jasmin
hing süß darin. Scharf der wilde Salbei.
Und unter allem lag betäubend das Parfüm der Lilien – als verströmten
sie Rausch und Gift zugleich...."
Religion
Die Opfertänze meiner Sinne
kreisen um alle Feuer
Von Lieder
von Glocken bewegt
Bis sie irgendwann
Endlich
zu Asche werden